Zum 80. Geburtstag eines Wegbereiters der literarischen Moderne am 9. Februar 2007.
Rainer Maria Gerhardt (1927-1954) war einer der Vorreiter, als es darum ging, der deutschen Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue Orientierung zu geben. Der fragmente-Verlag, den er zusammen mit seiner Frau Renate und mit Claus Bremer gründete, verfolgte ein schwindelerregend ambitioniertes Programm. In der internationalen Revue für moderne Dichtung: fragmente publizierte Gerhardt Werke u.a. von Artaud, Miller, Creeley, Olson und Pound. Gerhardts eigene Dichtungen sind an dieser Moderne geschult. Seine ungeglätteten Pound-Übertragungen verunsicherten damals und ließen den Übersetzer trotz Pounds Autorisierung auf der Suche nach einem deutschen Verleger scheitern.
Anerkennung oder ein nennenswertes Echo auf Gerhardts literarisches Programm, an das später andere erfolgreich anknüpften, blieben aus. Mit 27 Jahren wählte Gerhardt, finanziell ruiniert und literarisch isoliert, den Freitod.
Die Ausgabe enthält Gerhardts Werke, dokumentiert sein verlegerisches Wirken und wird durch Briefe und Stimmen über ihn ergänzt.
»Der ebenso begabte wie gefährdete junge Mann hat sich für die Idee, die Dichtung, und zwar die anspruchsvollste und schwierigste Dichtung der Moderne aller Länder, ins Zentrum des geistigen Lebens zu rücken, buchstäblich aufgeopfert.«
Alfred Andersch über Rainer Maria Gerhardt
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Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung DarmstadtRainer Maria GerhardtRainer Maria Gerhardt (1927-1954) wurde in Karlsruhe geboren und studierte in Freiburg ab 1947 Germanistik und Psychologie. Mit seinem ehrgeizigen Projekt des fragmente-Verlags versuchte er, der deutschen Literatur neue Impulse, aus der amerikanischen ...
mehrUwe PörksenUwe Pörksen, geb. 1935, ist Sprachwissenschaftler und Schriftsteller. Er war von 1976 bis 2000 Professor für Deutsche Sprache und Ältere Literatur in Freiburg. Forschungsschwerpunkte sind die Erzählkunst des Mittelalters, Geschichte der Naturwissenschaftssprachen ...
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