
Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft
Internationales Organ für Neuere deutsche Literatur
Herausgegeben von Alexander Honold, Christine Lubkoll, Steffen Martus und Sandra Richter485 S., 28 Abb., geb., Schutzumschlag, 15,5 x 23 cm
ISBN: 978-3-8353-5275-9 (2023-02-22)
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Nachleben und Dokumentation: ‚Antigone‘ als Modellbuch bei Bertolt Brecht
Der Aufsatz behandelt das Format des Modellbuchs bei Bertolt Brecht ausgehend von seiner ‚Antigone‘-Bearbeitung 1948. Für diese Aufführung entwickelt Brecht zusammen mit Ruth Berlau und dem Bühnenbildner Caspar Neher ein Modellbuch, um die Ausarbeitung und Inszenierung des Stückes zu dokumentieren. Der Aufsatz geht der Wechselbeziehung zwischen dem Brecht’schen Konzept des Modells und den Praktiken, Erzählverfahren und Medien der Dokumentation nach. Dabei erweist sich die Frage des Nachlebens als zentral sowohl für die Handlung der ‚Antigone‘ als auch für Fragen der Dokumentier- und Archivierbarkeit von Theaterarbeit. Der Aufsatz problematisiert das Modellbuch als wesentliches Beispiel für Brechts Werkpolitik, in welcher Ansprüche der Regulierung und Kontrolle mit solchen der ungeplanten Veränderung und Erneuerung im Konflikt stehen.
The paper elaborates on the format of the model book in Bertolt Brecht’s work, focusing on the 1948 production of ‘Antigone’. For this performance, Brecht developed a model book together with Ruth Berlau and the stage designer Caspar Neher in order to document the development and staging of the play. The paper explores the interrelation between Brecht’s concept of the model and the practices, narrative procedures, and media of documentation. In this context, the question of afterlife proves to be central both to the plot of ‘Antigone’ and to questions of documenting and archiving theatrical work. The paper problematizes the model book as an essential example of Brecht’s work politics, in which claims of regulation and control conflict with those of unplanned change and renewal.
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InhaltsverzeichnisKorbinian Lindel
Populäre Physikotheologie: Wissensgeschichtliche Quellen der Volksaufklärung im theologischen Breitenschrifttum ‚vor‘ 1750
Peter-André Alt
Das fluide Ich: Tränen in Goethes ‚Die Leiden des jungen Werthers' (1774) und Jacobis ‚Woldemar‘ (1779)
Viktoria Take-Walter
"Des Pöbels Herzen sind mein.": Schillers Abgrenzung und Funktionalisierung der Plebs als Programm
Alexa Lucke
Wissenschaft und Kunst: Die Begriffe ‚Vereinigung‘, ‚Wechselwirkung‘ und ‚Bestimmbarkeit‘ in Fichtes ‚Wissenschaftslehre‘ und in Schillers ‚Ästhetischen Briefen‘
Daniel Ehrmann
Entkollektivierung: Zur Spannung von Individualität und Kollektivität in der Publikationsgeschichte der ‚Xenien‘
Valentin Weber
Naturwissenschaft, Mythos, Kunst: Licht und Finsternis in Goethes ‚Faust‘
Ulrike Vedder
Autographen und ihre Faszinationsgeschichte: Von Goethe bis Stefan Zweig
Lucas Knierzinger
Nachleben und Dokumentation: ‚Antigone‘ als Modellbuch bei Bertolt Brecht
Florian Glück
Wie wird man Klassiker?: Rainald Goetz im Suhrkamp Verlag
Anna Lenz
"Die Welt glaubt nicht an die Gerechtigkeit des Weibes, sobald ein Weib das Opfer wird": Geschichtstheater als Literaturgeschichtstheater. Elfriede Jelineks ‚Ulrike Maria Stuart‘
Kai Bremer
Präsenz und Permanenz: Forschungsperspektiven für das Verhältnis von Theater und Archiv
Thomas Wortmann
Dokumentation und Produktion: Zum Konnex von Theater und Archiv am Beispiel des Mannheimer Nationaltheaters um 1800 und den Bühnenfassungen von Schillers ‚Kabale und Liebe‘ (1784/1800)
Denise Schlichting
Harlekin "bei dem Grabe der Mrs Pritchard": Der Einfluss des Londoner Theaters auf Justus Möser
Peter W. Marx
Schiller auf der Bühne: Spektakel, "sweet memory" oder Zitatenschatz? Überlegungen zum Verhältnis von Archiv und Theater
Jan Bürger
Keine Bücher ohne Bühne: Zur Bedeutung des Theaters für die Anfänge des Suhrkamp Verlags
Caroline Jessen
Theaterarbeiten: Suhrkamp, Szondi und das Zürcher Schauspielhaus
Norbert Otto Eke
Das "Glück der Toten": Werkwerdung bei Heiner Müller
Hannah Speicher
Das Wissen der Institution erschließen: Ein Bericht aus dem Hausarchiv des Deutschen Theaters in Berlin
David D. Kim
Einleitung des Gastherausgebers: Was heißt und zu welchem Ende praktiziert man literaturwissenschaftlichen Aktivismus?
Caroline Jessen
Provenienzforschung als aktivistisches Erkenntnisinteresse
Simon Richter
Literature as Leverage: Teaching and Research as the Basis for Activism in the Climate Emergency
Azadeh Sharifi
Widerspruch formulieren und performen: Kanon und Kritik im deutschsprachigen Theater
Urvashi Butalia
The Activism of Knowledge Creation
Maureen O. Gallagher, Brigetta M. Abel, Amy Young
Teaching, Activism, and ‚Grenzenlos Deutsch‘