
Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft
Internationales Organ für Neuere deutsche Literatur
Herausgegeben von Alexander Honold, Christine Lubkoll, Steffen Martus und Sandra Richter485 S., 28 Abb., geb., Schutzumschlag, 15,5 x 23 cm
ISBN: 978-3-8353-5275-9 (2023-02-22)
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Entkollektivierung: Zur Spannung von Individualität und Kollektivität in der Publikationsgeschichte der ‚Xenien‘
Kollaborationen haben in letzter Zeit größere Aufmerksamkeit in den Literaturwissenschaften erhalten. Dabei lag der Fokus meist auf den unterschiedlichen Formen gemeinschaftlichen Arbeitens an einem Text. Dieser Beitrag zeichnet zunächst am Beispiel der im ‚Musen-Almanach für das Jahr 1797‘ erschienenen ‚Xenien‘ die mehrfach durch Briefe und Reinschriften vermittelte Zusammenarbeit Goethes und Schillers nach. Im Zentrum des Beitrags steht aber die Frage nach dem Nachleben dieses aus Autoren und Werken zusammengesetzten Kollektivs. Während das gemeinschaftliche Schreiben an einem Werk spätestens mit der Publikation endet, ist ungewiss, ob und an welchem Punkt das Kollektiv zu existieren aufhört. Der Beitrag erkundet daher, wie Goethe und Schiller mit der Schwierigkeit umgehen, das Kollektivwerk der ‚Xenien‘ in ihre individuellen Werkausgaben zu integrieren. Indem sie den Weg der Auflösung wählen, rückt neben der anfänglichen Zusammenarbeit auch die komplementäre Praxis der Entkollektivierung in den Blick.
In recent years collaborations have increasingly gained attention amongst scholars in literary studies. Since they are a common, but often neglected phenomenon, the specific practices of writing together were the dominant focus of these studies. This paper outlines some of these practices that shaped the collaboration between Goethe and Schiller. It emphasizes at first the indirect character of the collaboration that led to the ‘Xenien’, published in Schiller’s ‘Musen-Almanach für das Jahr 1797’. Despite this remarkable cooperation that was mediated through letters and clean copies, the main interest of this paper is the afterlife of this collective that consisted at least of two authors and one work. While the practices of writing together end with the publication of the work, it is uncertain at which point the collective ceases to exist. The way Goethe and Schiller handled the intricate problem of integrating the collective work of the ‘Xenien’ in the individual editions of their complete works makes de-collectivating observable as a practice that is complementary to cooperative writing.
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Open Access
InhaltsverzeichnisKorbinian Lindel
Populäre Physikotheologie: Wissensgeschichtliche Quellen der Volksaufklärung im theologischen Breitenschrifttum ‚vor‘ 1750
Peter-André Alt
Das fluide Ich: Tränen in Goethes ‚Die Leiden des jungen Werthers' (1774) und Jacobis ‚Woldemar‘ (1779)
Viktoria Take-Walter
"Des Pöbels Herzen sind mein.": Schillers Abgrenzung und Funktionalisierung der Plebs als Programm
Alexa Lucke
Wissenschaft und Kunst: Die Begriffe ‚Vereinigung‘, ‚Wechselwirkung‘ und ‚Bestimmbarkeit‘ in Fichtes ‚Wissenschaftslehre‘ und in Schillers ‚Ästhetischen Briefen‘
Daniel Ehrmann
Entkollektivierung: Zur Spannung von Individualität und Kollektivität in der Publikationsgeschichte der ‚Xenien‘
Valentin Weber
Naturwissenschaft, Mythos, Kunst: Licht und Finsternis in Goethes ‚Faust‘
Ulrike Vedder
Autographen und ihre Faszinationsgeschichte: Von Goethe bis Stefan Zweig
Lucas Knierzinger
Nachleben und Dokumentation: ‚Antigone‘ als Modellbuch bei Bertolt Brecht
Florian Glück
Wie wird man Klassiker?: Rainald Goetz im Suhrkamp Verlag
Anna Lenz
"Die Welt glaubt nicht an die Gerechtigkeit des Weibes, sobald ein Weib das Opfer wird": Geschichtstheater als Literaturgeschichtstheater. Elfriede Jelineks ‚Ulrike Maria Stuart‘
Kai Bremer
Präsenz und Permanenz: Forschungsperspektiven für das Verhältnis von Theater und Archiv
Thomas Wortmann
Dokumentation und Produktion: Zum Konnex von Theater und Archiv am Beispiel des Mannheimer Nationaltheaters um 1800 und den Bühnenfassungen von Schillers ‚Kabale und Liebe‘ (1784/1800)
Denise Schlichting
Harlekin "bei dem Grabe der Mrs Pritchard": Der Einfluss des Londoner Theaters auf Justus Möser
Peter W. Marx
Schiller auf der Bühne: Spektakel, "sweet memory" oder Zitatenschatz? Überlegungen zum Verhältnis von Archiv und Theater
Jan Bürger
Keine Bücher ohne Bühne: Zur Bedeutung des Theaters für die Anfänge des Suhrkamp Verlags
Caroline Jessen
Theaterarbeiten: Suhrkamp, Szondi und das Zürcher Schauspielhaus
Norbert Otto Eke
Das "Glück der Toten": Werkwerdung bei Heiner Müller
Hannah Speicher
Das Wissen der Institution erschließen: Ein Bericht aus dem Hausarchiv des Deutschen Theaters in Berlin
David D. Kim
Einleitung des Gastherausgebers: Was heißt und zu welchem Ende praktiziert man literaturwissenschaftlichen Aktivismus?
Caroline Jessen
Provenienzforschung als aktivistisches Erkenntnisinteresse
Simon Richter
Literature as Leverage: Teaching and Research as the Basis for Activism in the Climate Emergency
Azadeh Sharifi
Widerspruch formulieren und performen: Kanon und Kritik im deutschsprachigen Theater
Urvashi Butalia
The Activism of Knowledge Creation
Maureen O. Gallagher, Brigetta M. Abel, Amy Young
Teaching, Activism, and ‚Grenzenlos Deutsch‘