
Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft
Internationales Organ für Neuere deutsche Literatur
Herausgegeben von Alexander Honold, Christine Lubkoll, Steffen Martus und Sandra Richter485 S., 28 Abb., geb., Schutzumschlag, 15,5 x 23 cm
ISBN: 978-3-8353-5275-9 (2023-02-22)
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Wissenschaft und Kunst: Die Begriffe ‚Vereinigung‘, ‚Wechselwirkung‘ und ‚Bestimmbarkeit‘ in Fichtes ‚Wissenschaftslehre‘ und in Schillers ‚Ästhetischen Briefen‘
Ausgehend von den identischen Begriffen ›Vereinigung‹, ›Wechselwirkung‹ und ›Bestimmbarkeit‹ in Fichtes ‚Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre‘ und Schillers Briefen ‚Über die ästhetische Erziehung des Menschen‘ untersucht der vorliegende Artikel das Verhältnis von Wissenschaft und Kunst in beiden Texten. Um die jeweilig zugrundeliegenden Wissenskonzepte zu analysieren, werden die semantischen Verwendungsweisen, die methodologischen Differenzen und epistemologischen Relationen der drei Begriffe miteinander verglichen. Während Fichte sein eigenes Konzept der ›Wechselwirkung‹ aufgrund des Festhaltens an strengen wissenschaftlichen und disziplinären Vorgaben letztlich verwirft, nutzt Schiller dessen erkenntnistheoretisches Potential, um seinen Anspruch an eine ›ästhetische Kunst‹ zu praktizieren. Diese ästhetisch-künstlerische Transformation philosophischer Fragestellungen stellt einen temporären Konnex zwischen den Wissenssystemen Wissenschaft und Kunst sowie Philosophie und Literatur dar.
On the basis of the identical terms ›Vereinigung‹, ›Wechselwirkung‹ and ›Bestimmbarkeit‹ in Fichte’s ‘Foundations of the Science of Knowledge’ and Schiller’s letters ‘On the Aesthetic Education of Man’, this article examines the relationship between science and art in both texts. In order to analyse the respective underlying concepts of knowledge, the semantic uses, methodological differences, and epistemological relations of the three terms are compared. Whereas Fichte ultimately rejects his own concept of ›Wechselwirkung‹ due to his adherence to strict scientific and disciplinary guidelines, Schiller uses its epistemological potential to practice his claim to an ›aesthetic art‹. This aesthetic and artistic transformation of philosophical issues represents a temporary connection between the knowledge systems science and art as well as philosophy and literature.
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Open Access
InhaltsverzeichnisKorbinian Lindel
Populäre Physikotheologie: Wissensgeschichtliche Quellen der Volksaufklärung im theologischen Breitenschrifttum ‚vor‘ 1750
Peter-André Alt
Das fluide Ich: Tränen in Goethes ‚Die Leiden des jungen Werthers' (1774) und Jacobis ‚Woldemar‘ (1779)
Viktoria Take-Walter
"Des Pöbels Herzen sind mein.": Schillers Abgrenzung und Funktionalisierung der Plebs als Programm
Alexa Lucke
Wissenschaft und Kunst: Die Begriffe ‚Vereinigung‘, ‚Wechselwirkung‘ und ‚Bestimmbarkeit‘ in Fichtes ‚Wissenschaftslehre‘ und in Schillers ‚Ästhetischen Briefen‘
Daniel Ehrmann
Entkollektivierung: Zur Spannung von Individualität und Kollektivität in der Publikationsgeschichte der ‚Xenien‘
Valentin Weber
Naturwissenschaft, Mythos, Kunst: Licht und Finsternis in Goethes ‚Faust‘
Ulrike Vedder
Autographen und ihre Faszinationsgeschichte: Von Goethe bis Stefan Zweig
Lucas Knierzinger
Nachleben und Dokumentation: ‚Antigone‘ als Modellbuch bei Bertolt Brecht
Florian Glück
Wie wird man Klassiker?: Rainald Goetz im Suhrkamp Verlag
Anna Lenz
"Die Welt glaubt nicht an die Gerechtigkeit des Weibes, sobald ein Weib das Opfer wird": Geschichtstheater als Literaturgeschichtstheater. Elfriede Jelineks ‚Ulrike Maria Stuart‘
Kai Bremer
Präsenz und Permanenz: Forschungsperspektiven für das Verhältnis von Theater und Archiv
Thomas Wortmann
Dokumentation und Produktion: Zum Konnex von Theater und Archiv am Beispiel des Mannheimer Nationaltheaters um 1800 und den Bühnenfassungen von Schillers ‚Kabale und Liebe‘ (1784/1800)
Denise Schlichting
Harlekin "bei dem Grabe der Mrs Pritchard": Der Einfluss des Londoner Theaters auf Justus Möser
Peter W. Marx
Schiller auf der Bühne: Spektakel, "sweet memory" oder Zitatenschatz? Überlegungen zum Verhältnis von Archiv und Theater
Jan Bürger
Keine Bücher ohne Bühne: Zur Bedeutung des Theaters für die Anfänge des Suhrkamp Verlags
Caroline Jessen
Theaterarbeiten: Suhrkamp, Szondi und das Zürcher Schauspielhaus
Norbert Otto Eke
Das "Glück der Toten": Werkwerdung bei Heiner Müller
Hannah Speicher
Das Wissen der Institution erschließen: Ein Bericht aus dem Hausarchiv des Deutschen Theaters in Berlin
David D. Kim
Einleitung des Gastherausgebers: Was heißt und zu welchem Ende praktiziert man literaturwissenschaftlichen Aktivismus?
Caroline Jessen
Provenienzforschung als aktivistisches Erkenntnisinteresse
Simon Richter
Literature as Leverage: Teaching and Research as the Basis for Activism in the Climate Emergency
Azadeh Sharifi
Widerspruch formulieren und performen: Kanon und Kritik im deutschsprachigen Theater
Urvashi Butalia
The Activism of Knowledge Creation
Maureen O. Gallagher, Brigetta M. Abel, Amy Young
Teaching, Activism, and ‚Grenzenlos Deutsch‘