Demokratisierung der Deutschen
Errungenschaften und Anfechtungen eines Projekts
Herausgegeben von Tim Schanetzky, Tobias Freimüller, Kristina Meyer, Sybille Steinbacher, Dietmar Süß, Annette WeinkeDie »Demokratisierung der Deutschen« war nach 1945 keine zielstrebige Erfolgsgeschichte, sondern ein ambivalenter, mitunter gefährdeter Prozess.
Lange wurde die Bundesrepublik als »geglückte Demokratie« beschrieben. Erst mit den Erfolgen des »Populismus« schlug das Pendel ins andere Extrem um: Seither überschlagen sich Krisendiagnosen und Untergangsszenarien. Vor diesem Hintergrund setzt sich der Band mit den Voraussetzungen und Eigendynamiken jenes Demokratisierungsprojekts auseinander, das seine Wurzeln im demokratischen Exil und in den alliierten deutschlandpolitischen Planungen des Zweiten Weltkriegs hatte. Verfolgt wird die Geschichte der Demokratisierung bis in die Gegenwart: Erwartungen und Imaginationen geraten dabei ebenso in den Blick wie staatliche Institutionen und Strukturen, wirtschaftspolitische Weichenstellungen sowie gesellschaftliche Diskurse und Mentalitäten. Heute stellt sich die Frage nach der Aneignung demokratischer Einstellungs- und Handlungsmuster in besonderer Weise: Was konnte zu unterschiedlichen Zeitpunkten als demokratisch gelten? Wie veränderten sich Akteure und Bezugsrahmen des Demokratisierungsprozesses? Die »Demokratisierung der Deutschen« wird als ein realer, mitunter gefährdeter, fast immer aber widersprüchlicher Prozess historisiert, dessen Entwicklung für die damaligen Zeitgenossen so wenig vorhersehbar war wie heute für uns.
Ergänzung
Wir haben auf S. 313 der Erstauflage des Buches »Demokratisierung der Deutschen – Errungenschaften und Anfechtungen eines Projekts« (erschienen am 15.4.2020) in dem Beitrag von Martin Sabrow unter dem Titel »Deutsche Zeitgeschichtsjubiläen als historische Selbstvergewisserung« die Feststellung korrigiert, dass hinsichtlich des MfS-Untersuchungsgefängnisses Hohenschönhausen von einem »Dachau des Kommunismus« gesprochen wird, mit einer Fußnote nachgewiesen, die irrtümlicherweise auf einen Essay von Ilko-Sascha Kowalczuk verweist und nicht auf den Urheber des Ausspruchs Hubertus Knabe.
Auf Bitte von Herrn Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk stellen wir ergänzend fest, dass Herr Dr. Kowalczuk die MfS-U-Haftanstalt Hohenschönhausen nicht als »Dachau des Kommunismus« bezeichnet hat.
Der Verlag
Tobias Freimüller, geb. 1973, ist stellvertretender Direktor des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt a.M. Veröffentlichungen u.a.: Die Idee der Rasse. Objekte aus anthropologisch-zoologischen Sammlungen der Universität Jena (Hg., 2015); Kommunikationsräume …
mehrKristina Meyer
Kristina Meyer, geb. 1978, studierte Geschichte, Politik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Bochum. Von 2005 bis 2020 arbeitete sie am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Jena und war seit 2013 wissenschaftliche …
mehrTim Schanetzky
Tim Schanetzky, geb. 1973, ist Projektleiter am Kulturwissenschaftlichen Institut und lehrt Sozial- und Wirtschaftsgeschichte in Essen. Veröffentlichungen u. a.: Demokratisierung der Deutschen. Errungenschaften und Anfechtungen eines Projekts (Mithg., …
mehrSybille Steinbacher
Sybille Steinbacher, Direktorin des Fritz Bauer Instituts und und Professorin für Geschichte und Wirkung des Holocaust am Historischen Seminar der Goethe-Universität Frankfurt a. M. Veröffentlichungen u. a.: Ein Verbrechen ohne Namen. Anmerkungen zum …
mehrDietmar Süß
Dietmar Süß ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Augsburg. Veröffentlichungen u. a.: »Ein Volk, ein Reich, ein Führer«. Die deutsche Gesellschaft im Dritten Reich (2017).
mehrAnnette Weinke
Annette Weinke ist Professorin am Historischen Seminar der Friedrich-Schiller-Universität Jena und stellvertretende Leiterin des Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts. Veröffentlichungen u. a.: Demokratisierung der Deutschen. Errungenschaften und …
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