Mit seiner politischen Lyrik gelang Friedrich Rückert 1814 unter dem Pseudonym Freimund Reimar der erste publizistische Erfolg. Erstmals vollständig, in Gestalt der ersten Werkdrucke und unpublizierter Handschriften präsentiert, gibt diese Sammlung Einblick in einen vielschichtigen Prozess, in dem Rückert seine eigene Rolle und sein politisches Programm erst finden muss. Um als Dichter der »Geharnischten Sonette« die Wandlung vom petrarkistischen Liebeslyriker zum Verfasser kriegstreiberischer Aufrufe zu vollziehen, nutzt er zunächst noch die antike Mythologie und alttestamentarische Rächergott-Verkündigung. Der satirische Versuch eines Napoleon-Dramas stützt sich auf allegorische Ausdrucksmittel, wie sie die Karikaturen der Zeit einsetzen. Daneben stehen seine volkstümlichen Lieder, die den emotionalen Wechsel von karikaturistisch ausgelebter Schadenfreude über den Zusammenbruch der napoleonischen Herrschaft bis zur verzweifelten Beschwörung der Reichseinheit dokumentieren. Am nachhaltigsten wirkt Rückerts lyrisch propagierte Reichsidee im »Kranz der Zeit« durch die Wiederbelebung mittelalterlicher Mythen: Seine Gedichte sind es, denen eine mythische Gestalt wie der Kaiser Barbarossa im Kyffhäuser ihre Popularität im 19. Jahrhundert verdankt.
Rudolf KreutnerRudolf Kreutner, geb. 1954, von 1987 bis 2018 Kustos des Schweinfurter Rückertnachlasses und gemeinsam mit Hans Wollschläger
(† 2007) Mitbegründer der Rückert-Edition.
mehrFriedrich RückertFriedrich Rückert (1788-1866) galt seinerzeit als der bedeutendste Lyriker deutscher Sprache. Als Gelehrter und Übersetzer nah- und fernöstlicher Lyrik hat er der deutschen Sprache »einen Schatz geschenkt, den keine andere Sprache besitzt«. (Annemarie ...
mehrClaudia WienerClaudia Wiener, geb. 1964. Sie lehrt nach ihrer Promotion über Friedrich Rückert an der Ludwig-Maximilians-Universität München Klassische Philologie und war lange Jahre Herausgeberin der Rückert-Studien.
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