Ein Blick auf die Repräsentanz Europas in Weimar sowie die europaweite Ausstrahlung Weimars.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entwickelt sich Weimar zu einem Kristallisationspunkt europäischer Kulturgeschichte: Ökonomisch unbedeutend und weitab der politischen Machtzentren gelegen, avanciert die kleine Residenzstadt zu einem Ort, an dem sich europäische Kunst und europäische Wissenskulturen verdichten. Europa ist omnipräsent in Weimar: in den Kunstsammlungen des Residenzschlosses, in der herzoglichen Bibliothek, in den neu gestalteten Landschaftsgärten wie auch in Literatur und Publizistik.
Im 19. Jahrhundert wandelt sich das Bild: Nun ist es nicht mehr nur die Kunstförderung, die Weimar zu einem Resonanzraum europäischer Kulturentwicklung macht, sondern jetzt ist es die Residenzstadt ihrerseits, die über Deutschlands Grenzen hinaus Bedeutung gewinnt und zu einem Anziehungspunkt für Künstler, Gelehrte und Wissenschaftler wird. Reisende aus ganz Europa kommen nach Weimar, um jenen Ort zu erkunden, an dem Wieland, Herder, Goethe und Schiller zeitgleich gewirkt haben. Weimar wird zum Inbegriff einer »geistigen Lebensform« (Thomas Mann) und rückt in den Rang einer europäischen Kulturmetropole.
Im Band werden die vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen Weimar und Europa anhand herausragender Weimarer Persönlichkeiten und ausgewählter Museums- und Archivbestände thematisiert.
ISSN 1864-1210
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Klassik Stiftung Weimar
Inhaltsverzeichnis
Matthias Eifler
Mittelalterliche lateinische Handschriften der Herzogin Anna Amalia Bibliothek im Kontext der europäischen Geistesgeschichte
Eva Raffel
In Europa gedruckt, in Weimar gesammelt. Die herzogliche Inkunabelsammlung
Joachim Berger
Hercules Vinariensis. Aneignungen eines europäischen Mythos in der frühen Neuzeit
Kristin Knebel
Ein Schlossbau im europäischen Kontext
Die Pläne der Weimarer Wilhelmsburg von Johann David Weidner aus dem Jahr 1750
Werner Greiling
Kultur aus den »zwey Hauptquellen« Europas Friedrich Justin Bertuchs Journal »London und Paris«
Georg Kurscheidt
Kolumbus entdeckt Amerika? Zur Deutung der Gestalt des italienischen Seefahrers bei Schiller
Katharina Krügel
»Ich freue mich auf die Pariser Abgüsse«
Ein Beitrag zur Sammlung antiker Abgüsse in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Hermann Mildenberger
Natur und Camera obscura
Jakob Philipp Hackert - Charles Gore - Richard Payne Knight - Georg Melchior Kraus
Alexander Rosenbaum
»Ansichten aus Europa« Charles Gores Reisebilder im klassischen Weimar
Jonas Maatsch
»wenn nicht eine Anziehung gegen den Himmel sie auf der Höhe schwebend erhält.« Novalis »Europa«-Text und die Kraft der Poesie
Gerhard Müller
»eine wunderbare Aussicht zur Vereinigung deutscher und französischer Vorstellungsarten.« Goethe und Weimar im Rheinbund
Olaf Müller
Madame de Staël und Weimar. Europäische Dimensionen einer Begegnung
Gert-Dieter Ulferts
Möbel für Europa. Roentgen und Weimar
Bettina Werche
Die niederländischen Erbschaften im Gemäldebestand der Klassik Stiftung Weimar
Evelyn Liepsch
Liszts erster Besuch in Weimar - unbemerkt und unspektakulär
Antje Neumann
Ein belgischer Architekt in Weimar. Das Haus »Hohe Pappeln« von Henry van de Velde als Muster moderner europäischer Lebensart
Gerda Wendermann
Der Internationale Kongress der Konstruktivisten und Dadaisten in Weimar im September 1922. Versuch einer Chronologie der Ereignisse
Frank-Rutger Hausmann
Kollaborierende Intellektuelle in Weimar - Die »Europäische Schriftsteller-Vereinigung« als »Anti-P.E.N.-Club«
Ulrike Bestgen
Die Gleichzeitigkeit von Tradition, Gegenwart und Zukunft. Daniel Burens Treppenhaus für das Neue Museum Weimar
Jahresbericht 2007