Lena Kelle
Die Stadt und der Tod
Trauer- und Bestattungskultur in der »Hauptstadt der Bewegung«
Reihe: München im Nationalsozialismus. Kommunalverwaltung und Stadtgesellschaft; Bd. 7Der verwaltete Tod: Wandel der Trauer- und Begräbniskultur unter den Bedingungen von Ideologisierung, Politisierung und Massentod im Krieg.
Im Tod, so der Philosoph Seneca, sind alle Menschen gleich. Nicht so im Nationalsozialismus, wie Lena Kelle am Beispiel der Stadt München zeigen kann. Hier herrschte ideologisch begründete Ungleichheit: zwischen jüdischen und »arischen« Verstorbenen, Soldaten und zivilen Luftkriegsopfern, »Gefallenen der Bewegung« und »Ehrenzeichenträgern« der NSDAP, Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen, Kriegsgefangenen aus West- und Osteuropa, hingerichteten politischen Gegnern und denen, die eines natürlichen Todes gestorben waren. Allzuständig für den unterschiedlichen Umgang mit dem Tod war das städtische Bestattungsamt, das – eine Münchner Besonderheit – das nahezu vollständige Monopol über das Bestattungswesen besaß. Das Massensterben im Luftkrieg verstärkte seine Präsenz. Das Gebot der Pietät begrenzte jedoch die Ungleichbehandlung. Vorstellungen von Pietät gestalten die Trauer- und Bestattungskultur jeder Gesellschaft und formulieren ungeschriebene Regeln für einen angemessenen Umgang mit dem Tod. Die Forderung, die Würde der Toten zu respektieren, war an tradierte Werte gebunden, die auch in der Trauer- und Begräbniskultur des nationalsozialistischen München fortwirkten.
Im Tod, so der Philosoph Seneca, sind alle Menschen gleich. Nicht so im Nationalsozialismus, wie Lena Kelle am Beispiel der Stadt München zeigen kann. Hier herrschte ideologisch begründete Ungleichheit: zwischen jüdischen und »arischen« Verstorbenen, Soldaten und zivilen Luftkriegsopfern, »Gefallenen der Bewegung« und »Ehrenzeichenträgern« der NSDAP, Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen, Kriegsgefangenen aus West- und Osteuropa, hingerichteten politischen Gegnern und denen, die eines natürlichen Todes gestorben waren. Allzuständig für den unterschiedlichen Umgang mit dem Tod war das städtische Bestattungsamt, das – eine Münchner Besonderheit – das nahezu vollständige Monopol über das Bestattungswesen besaß. Das Massensterben im Luftkrieg verstärkte seine Präsenz. Das Gebot der Pietät begrenzte jedoch die Ungleichbehandlung. Vorstellungen von Pietät gestalten die Trauer- und Bestattungskultur jeder Gesellschaft und formulieren ungeschriebene Regeln für einen angemessenen Umgang mit dem Tod. Die Forderung, die Würde der Toten zu respektieren, war an tradierte Werte gebunden, die auch in der Trauer- und Begräbniskultur des nationalsozialistischen München fortwirkten.
Lena Kelle
Lena Kelle, geb. 1994, studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik in Münster, Oslo und Essen. Sie war von 2019 bis 2022 als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Forschungsvorhabens »Die Münchener Stadtverwaltung im Nationalsozialismus« am Historischen …
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