»Die Autoren sprechen eine Sprache, wir eine andere«, schreibt Ruth Klüger, »sie sind gesättigt von ihren, wir von unseren Erfahrungen, sie werfen uns mit ihren Büchern ein Seil zu und ziehen an dessen einem Ende, wir am anderen, zwischen uns ist die Spannung.« Deshalb sind es die Fragen, die der Leser einem Text stellt, die ihm diesen öffnen. Ruth Klüger markiert die ihren: Wozu die Kulisse eines bitterbösen Krieges hinter so viel Menschenfreundlichkeit bei Lessings Nathan? Oder bei Kleist: Wieso schon damals diese Katastrophen, diese Feuersbrünste, Invasionen, Revolutionen, Massenmorde und Massenbewegungen - geniale, überreizte Gestaltungen von dem, was noch kommen sollte? Stifter lesend, fragt sie nach der Angst, die hinter den Barrikaden lauert, die er wie buntes Spielzeug vor einem immanenten Terror aufbaute. Außerdem gibt es Aufsätze über die jüdischen Gestalten bei Thomas Mann, den Antisemitismus im Werk jüdisch-österreichischer Autoren, über jüdische Gestalten in der deutschen Literatur des19. Jahrhunderts sowie über die Frage, ob es ein »Judenproblem« in der deutschen Nachkriegsliteratur gibt. Den Band beschließen die neu aufgenommenen Reden Ruth Klügers zur Verleihung des Thomas-Mann-Preises und des Lessing-Preises.
Dan und Percy AngressRuth Klüger, 1931 in Wien geboren, wurde nach Theresienstadt und in die Konzentrationslager Auschwitz und Groß-Rosen verschleppt. Nach dem Krieg emigrierte sie in die USA und lebt als Literaturwissenschaftlerin in Irvine/Kalifornien und Göttingen.
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mehrRuth KlügerRuth Klüger (1931-2020) war von 1966 bis 1992 Professorin für Deutsche Philologie an verschiedenen amerikanischen Universitäten, zuletzt an der University of California / Irvine. Von 1978 bis 1986 war sie
Herausgeberin der Zeitschrift »The German Quarterly«, ...
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