Leipzig, Mitte der 1740er Jahre: Wie entstand radikale Religionskritik in studentischen Kreisen aus der Begeisterung für die Philosophie Christian Wolffs?
Auf dem Nährboden der Philosophie Christian Wolffs erwuchs in Leipzig zwischen 1730-1750 bibel- und wunderkritisches Gedankengut.
Martin Mulsow nimmt eine verschlungene Spur auf: Er wendet sich einem Kreis von Autoren zu, der für Leipziger Journale schrieb und Gottsched nahe stand. Christlob Mylius, der Vetter Lessings, und Carl August Gebhardi, ein junger Student, über den kaum etwas bekannt ist, geraten in den Blickpunkt. Und noch eine andere Gestalt taucht auf: Johann Heyn, ein Lehrer aus Brandenburg, der einer der großen - und schnell vergessenen - Anreger der Studentengeneration um 1740 gewesen zu sein scheint.
Mulsows Studie trägt zu einer Erforschung der Aufklärung »von unten« bei. Der Autor zeichnet Konstellationen von Professoren und Studenten nach, eruiert deren Denkrahmen und untersucht, wie aus der Begeisterung für die Wolffsche Philosophie radikales Denken entstand. Die Semantik vom »Freigeist«, der mehr sein will als nur ein »Religionsspötter«, spielt darin eine Schlüsselrolle.
Darüber hinaus bietet der Band einen Ausblick auf die Kontinuitäten und Diskontinuitäten religionskritischer Konstellationen im Deutschland des 18. Jahrhunderts.
Martin MulsowMartin Mulsow, geb. 1959, ist Professor für Wissenskulturen der europäischen Neuzeit an der Universität Erfurt und Direktor des Forschungszentrums Gotha. Ausgezeichnet u. a. mit dem Anna-Krüger-Preis für wissenschaftliche Prosa, 2014.
Veröffentlichungen ...
mehr