Nur knapp entging der Freischärler Kinkel 1849 einer kriegsrechtlichen Erschießung. Nach seiner Verurteilung zu lebenslanger Zuchthaushaft empörten Karikaturen des wollespulenden Dichters und Kunsthistorikers die liberale Öffentlichkeit. Mit seiner von Carl Schurz ermöglichten Flucht (1850) aus dem Zuchthaus Spandau nach Schottland wurde Kinkel definitiv zum europäischen Freiheitshelden. Er hatte schon im Vorfeld Einiges für diese Aufmerksamkeit getan: mit der unermüdlichen Berichterstattung über seine Auftritte im Preußischen Abgeordnetenhaus für verschiedene Zeitungen und mit seiner Mitarbeit an der lithographischen Nachrichtenagentur der Pfälzer Revolutionsregierung im Mai 1849. Noch in der Haft vollendete er einen Aufsatz über Sozialismus in der Kunst, der hier erstmals in seinen verschiedenen Fassungen rekonstruiert wird. Aber auch die Kontroversen über seine Person nützten seinem Ansehen, die 1849/50 in Zeitungen und Zeitschriften ausgetragen wurden, unter auffällig starker Beteiligung von Frauen. Neben Marie von Bruiningk, die auch ein »Kinkel-Album« organisierte, kam dem Engagement der Ehefrau – der Musikerin und Autorin Johanna Kinkel gesch. Mathieux – besonderes Gewicht zu, die für ihren inhaftierten Mann als Redakteurin und Herausgeberin einsprang.
Peter SprengelPeter Sprengel, geb. 1949, lehrte nach Studium der Germanistik und Gräzistik Neuere deutsche Literatur an den Universitäten Erlangen, Kiel und Berlin (FU). Seine jüngsten Arbeiten gelten der Literatur des Vormärz.
Veröffentlichungen u. a.: Romantische ...
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