In der israelischen Öffentlichkeit mehren sich die Stimmen, die kritisch hinterfragen, ob wir Israel weiterhin als westliche Exklave im Nahen Osten ansehen können, als »Villa im Dschungel«, wie es der ehemalige israelische Premierminister Ehud Barak einst formulierte, oder ob wir Israel nicht längst als Teil der Region verstehen sollten - einerseits eingebunden durch ein engmaschiges Netz an geopolitischen Allianzen, andererseits beeinflusst von einer zunehmend nahöstlich geprägten politischen Kultur.
Jenseits der israelischen Tagespolitik greift Johannes Becke diese Debatte auf und fragt differenziert nach der kulturellen Verortung der israelischen Gesellschaft. Er entwirft die These einer umfassenden kultur- und institutionengeschichtlichen Integration Israels seit seiner Gründung in den Raum des Nahen Ostens und Nordafrikas. Nicht nur das religiöse Recht, der riesige Sicherheitsapparat und der Umgang mit ethnischen Minderheiten entsprechen verbreiteteten Mustern der Region, sondern auch die israelische Politik, Küche und Musik. Johannes Becke zeigt die Licht- und Schattenseiten der Integration und beschreibt Israel erstmals nicht als westlichen, sondern als nahöstlichen Staat.
Johannes BeckeJohannes Becke, geb. 1982, ist Inhaber des Ben-Gurion-Lehrstuhls für Israel- und Nahoststudien an der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen vergleichende Perspektiven auf die israelische Gesellschaft sowie ...
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