Wer Geschichte und Gegenwart von Flucht, humanitärer Hilfe und internationaler Politik verstehen will, muss den Blick auf den Mittleren Osten in den 1980er Jahren richten: Hier entstanden Ideen zur präventiven Bekämpfung von Fluchtursachen, zu einem Recht auf humanitäre Hilfe und einer Pflicht zur Intervention. Das Konzept der Notkorridore und Schutzzonen für Geflüchtete, um die in aktuellen Konflikten stets aufs Neue gerungen wird, wurde damals erdacht und erstmals in die Praxis umgesetzt. Die Autorin untersucht die komplexen Fluchtkonstellationen des Afghanistan-Kriegs (1979-1989), des Iran-Irak-Kriegs (1980-1988) und des zweiten Golfkriegs (1990/91) erstmals in einem gemeinsamen Analyserahmen. Sie gibt Einblick in die tägliche Arbeit humanitärer Hilfsorganisationen in den Flüchtlingslagern der Region, ihre Vernetzung mit der afghanischen und kurdischen Diaspora in Westeuropa und ihre Bedeutung für die internationale Politik. Auf diese Weise entsteht ein Gesamtpanorama von Flucht und humanitärer Hilfe in dieser Region, die bis heute die europäische und globale Fluchtpolitik maßgeblich prägen.
Agnes Bresselau von BressensdorfAgnes Bresselau von Bressensdorf, geb. 1984, ist Historikerin und stellvertretende Leiterin der Münchner Forschungsabteilung am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin (IfZ). Von 2019 bis 2023 war sie Wissenschaftliche Geschäftsführerin des Berliner ...
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