Begleitbuch zur Ausstellung »Raub und Restitution« des Jüdischen Museums Berlin (September 2008 - Januar 2009) und des Jüdischen Museums Frankfurt am Main (April - Juli 2009)
Unzählige Kulturgüter wurden während der Zeit des Nationalsozialismus ihren jüdischen Besitzern entzogen. Auch sechzig Jahre nach Kriegsende ist ihre Restitution noch nicht abgeschlossen. Zu der emotional aufgeladenen Debatte liefert die Ausstellung »Raub und Restitution« einen sachlichen Beitrag. Sie informiert über die übergeordneten Strukturen und Prozesse und beschreibt die Wege von Verlust und Rückerstattung am Beispiel von fünfzehn konkreten Fällen. Diese Fallgeschichten bilden das Herzstück der Ausstellung und dokumentieren eindrucksvoll die möglichst lückenlose Rekonstruktion der Odyssee des einzelnen Kulturgutes während der vergangenen 75 Jahre.
Das reich bebilderte Begleitbuch vertieft die Themen der Ausstellung: Drei einleitende Essays von Dan Diner, Constantin Goschler und Benedicte Savoy gehen den kulturellen, moralischen, rechtsphilosophischen und vergangenheitspolitischen Dimensionen von »Raub« und »Restitution« nach. Internationale Experten wie Michael Bazyler, Patricia Grimsted, Jürgen Lillteicher und Didier Schulmann stellen den aktuellen Forschungsstand zu den wichtigsten NS-Raubagenturen und zur jeweiligen nationalen Restitutionspraxis in handbuchartig angelegten Artikeln vor.
In - durchaus konträren - Interviews kommen auch heutige Akteure (Erben, Anwälte, Museumsvertreter und Politiker) zu Wort.
Links:
Jüdisches Museum Berlin
Jüdisches Museum Frankfurt am Main
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Essays
Dan Diner
Restitution. Über die Suche des Eigentums nach seinem Eigentümer
Constantin Goschler
Zwei Wellen der Restitution. Die Rückgabe jüdischen Eigentums nach 1945 und 1990
Akteure
Stefan Koldehoff, Henrik Hanstein
Kunsthandel in Deutschland
Ute Haug, Leo Hepner
Auf der Suche nach gestohlener Kunst
Michael Naumann, Georg Heuberger
Deutschland und das Problem der Raubkunst
Monika Tatzkow, Norbert Zimmermann
Provenienzforschung und die Museen
Peter Raue, Jost von Trott zu Solz
Anwälte, Raubkunst und Restitution
Fallgeschichten
Michael Dorrmann
Ein Corinth aus der Sammlung Glaser
Anja Heuß
Die Sammlung Littmann
Anja Heuß
Das Testament von Emma Budge
Michael Dorrmann
Die Galerie Stern
Michael Dorrmann
Der Raub an Louis von Rothschild
Verena Bopp
Der Fall Nauheim: Raub oder Rettung?
Michael Dorrmann
Die Sammlungen der Familie von Klemperer
Verena Bopp
Carl von Weinbergs »Villa Waldfried«
Inka Bertz
Silber aus jüdischem Besitz
Margot Werner
Die Bibliothek Arthur Schnitzler
Willem de Vries
Wanda Landowska und ihre »musique ancienne«
Nina Senger
Ein Gemälde aus der Galerie Goudstikker
F. J. Hoogewoud
Die Bibliotheca Rosenthaliana
Inka Bertz
Lovis Corinth: »Bildnis Walther Silberstein«
Inka Bertz
Die Bibliothek des Yivo
Hintergründe
Christiane Kuller
Die Bürokratie des Raubs und ihre Folgen
Anja Heuß
Der Kunsthandel im Deutschen Reich
Gideon Botsch
Raub zum Zweck der Gegnerforschung
Ernst Piper
Der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg
Birgit Schwarz
Sonderauftrag Linz und »Führermuseum«
Ilse von zur Mühlen
Hermann Göring als Kunstsammler
Bernd Reifenberg
NS-Raubgut in deutschen Bibliotheken
Patricia K. Grimsted
Geplünderte jüdische Archive in Osteuropa
Iris Lauterbach
Der central art collecting point in München 1945-1949
Elisabeth Gallas
Die Restitution jüdischer Kulturgüter Europas zwischen 1945 und 1952
Jürgen Lillteicher
Raub und Restitution
Sophie Lillie
Restitution in Österreich als zweite Enteignung
Frank Kuitenbrouwer
Raubkunst aus dem Zweiten Weltkrieg in den Niederlanden
Isabelle le Masne de Chermont/Laurence Sigal-Klagsbald
Restitution in Frankreich
Catherine Horel
Raub und Restitution in Ungarn und der Tschechischen Republik
Michael J. Bazyler
Ein unabgeschlossenes Kapitel der Holocaust-Justiz
Sabine Rudolph
Die Restitution entzogener Kunstwerke
Inka BertzInka Bertz, geb. 1959, ist Kuratorin für Kunst am Jüdischen Museum Berlin und Autorin zahlreicher Beiträge zur jüdischen Kunst- und Kulturgeschichte sowie des Buches »Familienbilder. Selbstdarstellung im jüdischen Bürgertum« (Köln 2004).
mehrMichael DorrmannMichael Dorrmann, geb. 1968, ist Historiker und Ausstellungskurator. Er studierte Neuere und Neueste Geschichte in München und Berlin. Er kuratierte mehrere Ausstellungen, u.a. »Dem Deutschen Volke« (2002-03).
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