Für die kontroverse Erforschung des Holocaust in der Literatur- und Kulturwissenschaft weist das Buch »Schauplatz und Gedächtnisraum Polen« einen neuen Weg. Es erweitert die auf die westliche Perspektive beschränkte Gedächtnisforschung durch Einbeziehung der polnischen und polnisch-jüdischen Literatur.
Erstmals analysiert eine deutschsprachige Studie die polnische und polnisch-jüdische Erinnerung und ihre Gedächtniskonflikte als ein Problem literarischer Darstellung. Komparatistisches Arbeiten wird dabei allerdings nicht als Parallelisierung verstanden, sondern als ein Aufzeigen der Asymmetrien der deutschen und polnischen Literatur und ermöglicht so eine theoretisch innovative Gedächtniskritik. Die Analyse der deutschsprachigen Literatur zeigt, daß die vorherrschende Reduzierung des Topos »Polen« auf ein Substitut für die Vernichtung der Juden eine stereotype Verkürzung darstellt, in die historische Polenklischees einfließen.
Die untersuchten Beispiele spannen den Bogen von Victor Klemperers und Emanuel Ringelblums Gedächtniskonzepten bis zu zeitgenössischen Autorinnen wie Ruth Klüger und Hanna Krall.
Barbara BreysachBarbara Breysach ist freiberufliche Wissenschaftlerin in Berlin.
Veröffentlichungen u. a.:
Schauplatz und Gedächtnisraum Polen. Die Vernichtung der Juden in der deutschen und polnischen Literatur (2005).
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