Der Atomschutzbunker erzählt die Geschichte der Schweiz: von einbetoniertem Wissen, Macht und einem Raum, der vom Kalten Krieg bis heute nachhallt.
Die Schweiz gilt als Bunkernation par excellence; sie verfügt über mehr zivile Schutzplätze als das Land Einwohnerinnen und Einwohner zählt. Dieses Buch öffnet die Stahlbetontür zum Schweizer Untergrund. Es begleitet Ingenieure und Planer, untersucht ihre Netzwerke und Konzepte und zeigt, wie Wissen im Kalten Krieg transatlantisch zirkulierte und wie die Schweiz zur Supermacht im Schutzraumbau aufstieg. Die Überlebenszelle im Keller wurde zum Treffpunkt internationaler Fachleute; Schweizer Firmen exportierten sie als globales Produkt bis in autoritäre Regime. Der vermeintlich profane Betonraum stand zugleich auch für staatliche Macht und planerische Allmachtsfantasien der nuklearen Moderne. Im Territorium des Staates waren für den Ernstfall »andere Gesetze« für die Bevölkerung vorgesehen – Regelungen, die an den Grenzen der demokratischen Ordnung rüttelten und Misstrauen gegenüber Andersdenkenden nährten. Ab den späten 1970er Jahren verlor der Schutzraum seine Aura unantastbarer Sicherheit und wurde zur Bühne für neue Klänge und Gefühle, für veränderte Geschlechter- und Lebensentwürfe. Aus dem Bunker wurde ein Ort der Autonomie statt der Disziplin, ein von Kultur und Gesellschaft vielfältig vereinnahmter empty space. Jüngste Krisen und Kriege rücken den Atomschutzbunker erneut ins Blickfeld. Wird die Überlebenszelle wieder aktualisiert werden? Mit welchem Wissen und welchen Erfahrungen planen wir heute?
Die Schweiz gilt als Bunkernation par excellence; sie verfügt über mehr zivile Schutzplätze als das Land Einwohnerinnen und Einwohner zählt. Dieses Buch öffnet die Stahlbetontür zum Schweizer Untergrund. Es begleitet Ingenieure und Planer, untersucht ihre Netzwerke und Konzepte und zeigt, wie Wissen im Kalten Krieg transatlantisch zirkulierte und wie die Schweiz zur Supermacht im Schutzraumbau aufstieg. Die Überlebenszelle im Keller wurde zum Treffpunkt internationaler Fachleute; Schweizer Firmen exportierten sie als globales Produkt bis in autoritäre Regime. Der vermeintlich profane Betonraum stand zugleich auch für staatliche Macht und planerische Allmachtsfantasien der nuklearen Moderne. Im Territorium des Staates waren für den Ernstfall »andere Gesetze« für die Bevölkerung vorgesehen – Regelungen, die an den Grenzen der demokratischen Ordnung rüttelten und Misstrauen gegenüber Andersdenkenden nährten. Ab den späten 1970er Jahren verlor der Schutzraum seine Aura unantastbarer Sicherheit und wurde zur Bühne für neue Klänge und Gefühle, für veränderte Geschlechter- und Lebensentwürfe. Aus dem Bunker wurde ein Ort der Autonomie statt der Disziplin, ein von Kultur und Gesellschaft vielfältig vereinnahmter empty space. Jüngste Krisen und Kriege rücken den Atomschutzbunker erneut ins Blickfeld. Wird die Überlebenszelle wieder aktualisiert werden? Mit welchem Wissen und welchen Erfahrungen planen wir heute?
Silvia Berger Ziauddin
Silvia Berger Ziauddin ist ordentliche Professorin für Schweizer und Neueste Allgemeine Geschichte an der Universität Bern. Sie forscht u. a. zur Kulturgeschichte der nuklearen Moderne und zur Geschichte von Infektionskrankheiten und Epidemien.
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