Wallstein Verlag

Fließend


Geschichte, Ästhetik und Politik des wissenschaftlichen Films


In welchen Formaten wird Wissenschaft wirksam? Neben Büchern, Artikeln und Vorträgen haben auch zahlreiche Filme ihre Geschichte geprägt. Fließend ist der ebenso überraschende wie erhellende Versuch, anhand eines einzigen Films eine Wissenschafts-, Medien- und Filmgeschichte des 20. Jahrhunderts zu schreiben.


Wissenschaftliche Bewegtbilder machen einen beträchtlichen Teil des analogen und digitalen Filmerbes aus. Über ihre Produktion, Distribution und Wiederverwendung ist jedoch meist wenig bekannt. Der Strömungsfilm Entstehung von Wirbeln bei in Wasser bewegten Körpern wurde in den 1920er Jahren von Ludwig Prandtl in Göttingen produziert. Das Buch erzählt seine Geschichte vom frühen 20. Jahrhundert bis heute als eine der Begehrlichkeiten in Wissenschaft, Technologie und Kunst: nach einem gültigen Bild der Strömungsphänomene, nach Applaus in Konferenz- und Kinosälen, nach Evidenz, Ästhetik und Vermächtnis. Dieser Film lieferte eine visuelle Begründung für die Grenzschichttheorie,
arbeitete der Gleichschaltung im Nationalsozialismus zu und faszinierte die Military-Industrial Avantgarde. Er wechselte seine epistemischen Funktionen und Medienformate ebenso wie er Institutionen, nationale Grenzen und politische Systeme überwand. Das Wissen des Films trug dazu bei, die Tiefen der Meere zu erforschen und die Höhen der Lüfte bis ins Weltall zu erobern. Ein Wissen, das in Zeiten globaler Aufrüstung nichts von seiner fatalen Wirkmacht eingebüßt hat.
Mario Schulze

Mario Schulze ist Kultur- und Wissenshistoriker sowie Kurator. Er ist Autor von Wie die Dinge sprechen lernten. Eine Geschichte des Museumsobjektes 1968–2000 (2017).

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Sarine Waltenspül

Sarine Waltenspül ist Medien- und Wissenschaftshistorikerin, Filmemacherin und Kuratorin. Sie ist die Autorin von Modelle im Film. Eine kleine Kinogeschichte (2024).

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