Im Titel von Ernst Jandls epochemachendem Gedichtband »Laut und Luise« von 1966 ist die biografische Geschichte mit der Poetik des Autors verbunden: Im Namen der Mutter Luise klingt als Gegenpol zum Lauten das Leise an; und damit die Stimme des Autors, der der Poesie mit seinen Laut- und Sprechgedichten völlig neue Bedeutungshorizonte erschloss.
Die Beschreibung unbekannter autobiografischer Fragmente aus dem Nachlass verfolgt die Emanzipation einer Stimme im Kontext der internationalen Avantgarden. In die individuelle Stimme sind die Stimmen aus Krieg und Nachkrieg eingeschrieben. Die Texte evozieren alltägliche, obszöne oder dialektal geprägte Sprechweisen und Tonlagen. Stets präsent sind die religiösen Stimmen aus Kindheitstagen. Das Buch von Bernhard Fetz zeigt, wie die technische Verfremdung und die Drangsalierung der Stimme in den Hörspielen in einem existentiellen und medienhistorischen Zusammenhang stehen. Es geht den künstlerischen Einflüssen nach, von Gertrude Stein über John Cage bis zur Rap-Musik, und es erzählt die Geschichte eines historisch gewordenen Auftritt Jandls in der Londoner Royal Albert Hall 1965. »I`m doing it / with my / VOICE«: Im Wechselspiel von Musik, Schrift und Stimme werden die vielfachen intermedialen Bezüge der Werk-Biografie deutlich.
Bernhard FetzBernhard Fetz ist Direktor des Literaturarchivs, des Literaturmuseums, der Sammlung für Plansprachen und des Esperantomuseums der Österreichischen Nationalbibliothek und Dozent am Institut für Germanistik der Universität Wien; Kurator von Ausstellungen ...
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