

Inhalt
Der Ursprung des Kunstwerks erweist sich als die Zusammensetzung einer Liebesmaschine. Vielleicht funktioniert diese Maschine sogar in jedem schöpferischen Akt, ob es sich nun um den eines Künstlers handelt oder nicht.
Von welchen Annahmen muss eine Ästhetik ausgehen, die nicht hinter der Komplexität der Kunst zurückbleiben will? Einerseits davon, dass Künstler erst wird, wem es gelingt, die ungewöhnliche Kraft aufzubringen oder die eigentümliche Fähigkeit zu entwickeln, alles zu bejahen, was ihn trifft und berührt, was er erleidet, was ihn schmerzt, reizt und verwundet. Es gibt nichts, was der Künstler von seiner Liebe ausschließen könnte, wenn sich in seiner uneingeschränkten Bejahung eines Außen eine aktive Zuwendung, Teilnahme und Sorge ausdrückt, die man Liebe nennen kann. Das gilt noch für das Unerträgliche und das Unannehmbare, das Unfassbare, von dem man denken könnte, dass das Subjekt es verwerfen muss oder dass es dieses sogar traumatisiert. Der Künstler ist in diesem Sinn ein radikal promiskuitives Subjekt, nicht ein gegebenes empirisches und psychologisches Individuum, das eine Voraussetzung für die Erzeugung von Kunst bildet.
Andererseits muss man davon ausgehen, dass das Kunstwerk dann erst entsteht, wenn der Künstler idiosynkratisch, selektiv und filternd mit dem bejahten Material umgeht, seine bedingungslose Liebe sich stets schon Bedingungen einfügt, die sie gleichzeitig übersteigt. Dieser Umgang ist nicht willkürlich. Er ist nicht einmal eine durchgehend intentionale Tätigkeit. Vielmehr führt er seine eigene Notwendigkeit mit sich, über die er nicht verfügt, als würde der Künstler selbst in dem Augenblick, in dem er Entscheidungen zu treffen scheint, einem vorgezeichneten Weg folgen, sich einem Mechanismus überlassen.
Weitere Bücher dieser Reihe
Das könnte Sie auch interessieren:
H.G. Adler
Nach der BefreiungH.G. Adler
Orthodoxie des HerzensIrene Albers
Der diskrete Charme der AnthropologieStefan Andriopoulos
GespensterTalal Asad
Ordnungen des SäkularenErich Auerbach
Kultur als PolitikStephanie Baumann
Im Vorraum der GeschichteShelley Berlowitz
Die Erfahrung der AnderenÄhnlichkeit
Clément Chéroux
DiplopieRebecca Comay
Die Geburt der TrauerJames Conant
Friedrich NietzscheUwe W. Dörk
Totenkult und GeschichtsschreibungHeinz Drügh
Ästhetik des SupermarktsJörg Dünne
Die katastrophische FeerieAlexander García Düttmann
Was weiß Kunst?Alexander García Düttmann
TeilnahmeThomas Elsaesser, Michael Wedel
Körper, Tod und TechnikWalter Erhart
Wolfgang KoeppenLateinamerikanische Kulturtheorien
Özkan Ezli
Grenzen der KulturDas Neue Deutschland
Bürgerkriege erzählen
Michael G. Festl
Gerechtigkeit als historischer ExperimentalismusJudith Frömmer
Italien im Heiligen LandAlexander García Düttmann
Was ist Gegenwartskunst?